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Die Lage in Brandenburger
Kitas ist dramatisch. Anders kann man es nicht ausdrücken. Die Leiterinnen schauen nur noch auf den nächsten Tag, mehr geht wegen der Vielzahl an Erkrankungen beim Personal nicht. Ein normaler Betrieb ist aktuell in nahezu keiner Einrichtung der Stadt möglich.
Das hat eine Umfrage der MAZ am Donnerstag ergeben.
Um zumindest einen eingeschränkten Betrieb zu gewährleisten, werden die Eltern in der Havelstadt von den verbliebenen (und jetzt schon völlig ausgelaugten) Erzieherinnen fast schon angebettelt, die Kinder in den kommenden Tagen (Wochen?), wo möglich, zuhause zu lassen. Man darf, nein: muss den Erzieherinnen an dieser Stelle einfach mal ganz laut Danke sagen. Danke für ihren Einsatz in inzwischen mehr als zwei Jahren Pandemie. Danke dafür, dass all die Belastungen und der ständige Kontakt mit ungeimpften Kindern sie nie haben verzweifeln lassen. Dafür, dass in den aller-, allermeisten Fällen die liebevolle Betreuung kein bisschen unter den schwierigen Umständen gelitten hat. Man möchte ihnen zurufen: Haltet durch! Die Lage wird besser. Allein: Danach sieht es nicht aus. Oder wie Jacqueline Damus, Leiterin des Kinder- und Familienzentrums des Wir-Vereins in der Maerckerstraße, es formuliert: “Es ist eine Riesenbelastung für alle, so kann es nicht mehr lange gut gehen.”
Und was macht unsere liebe Stadtverwaltung in dieser angespannten Lage? Zumindest mal keinen guten Eindruck. Fast wie Hohn muss die am Donnerstag veröffentlichte Mitteilung in den Ohren des Betreuungspersonals klingen, die erklärt, welche Maßnahmen in den Kitas gelten, wenn die Betreuung der Kinder nicht mehr möglich ist. Sollte das Gesundheitsamt die Betreuung einschränken, ausschließen oder die Zahl der Betreuungskräfte nicht mehr ausreichen, gilt eine so genannte Notbetreuung. Die Anträge dafür sollen Eltern direkt in der Kita abgeben - “zur Vereinfachung des Verfahrens”, wie es heißt. Ja, bei wem denn, bitteschön, wenn mehr als die Hälfte des Personals fehlt und sich der kümmerliche Rest um die Kleinen kümmert? „Die Regelung der Stadt ist gut gemeint, aber schlecht gemacht. Wenn sich die Lage weiter verschärft und keine Mitarbeiter mehr da sind, frage ich mich, in welchen anderen Häusern Kinder betreut werden sollen“, sagt Damus. Und hat Recht.
Wäre man böse, würde man eine andere, die Verwaltung betreffende Meldung dieser Woche direkt mit dem eben Geschilderten verknüpfen. Sind wir aber nicht, deshalb so:
Über 16 Prozent der Mitarbeiter fehlen derzeit bei der Arbeit, also fast
jeder Sechste. Eine Beeinträchtigung des Dienstbetriebes ist für Fachbereichsleiterin Viola Cohnen damit aber noch nicht erkennbar. Der Apparat ist ja personell auch ganz gut aufgestellt. Schöne Grüße an die Kitas! Jeder Verwaltungsmitarbeiter fehlt pro Jahr im Schnitt übrigens
vier Wochen krankheitsbedingt. Machen Sie mit dieser Info, was Sie wollen.
Ankreuzen, was Sie wollen, können Sie übrigens am Sonntag - sofern Sie in
Potsdam-Mittelmark leben, das noch nicht per Briefwahl erledigt haben und
Interesse an der Wahl des neuen Landrates haben. Wer das wird? Werden wir erleben. Eines steht schon vor Öffnung der Urnen fest - das Amt bleibt in männlicher Hand. Alle sieben Kandidaten sind Herren der Schöpfung.
Ich wünsche Ihnen ein zauberhaftes Wochenende. Bleiben Sie gesund.
Ihr Philip Rißling
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